Ellen Bocquel, Bocquel-News, vom 2. November 2017

Auf 250 Millionen Euro wird der versicherte Sachschaden durch den Sprinter-Sturm „Herwart“ geschätzt. – Schon die Hurrikane „Harvey“, „Irma“ und „Maria“ im September in Übersee drückten auf die Großschaden-Belastung der Talanx, die jetzt ihr Gewinnziel 2017 um 200 Millionen Euro nach unten korrigiert.
„Nach jüngsten Berechnungen bringt Sturm ‚Herwart‘ einen versicherten Sachschaden in Höhe von 250 Millionen Euro für die deutschen Versicherer", sagt Onnen Siems, Geschäftsführer der aktuariellen Beratungsfirma Meyerthole Siems Kohlruss.

„Herwart“ ist der vierte Sturm in diesem Jahr, der als sogenannter „Schnellläufer" Schäden in dreistelliger Millionenhöhe für die deutschen Versicherer verursacht. Sein Sturmfeld zog rasch von Norwegen nach Südosteuropa und überquerte am Sonntag den Norden und Osten Deutschland.

Dabei wurde an der Mehrzahl der deutschen Wetterstationen das diesjährige Maximum der Böengeschwindigkeiten erreicht. Demnach ist „Herwart“ der bislang teuerste der diesjährigen „Sprintstaffel" aus Schnellläufern mit „Egon“ im Januar, „Thomas“ im Februar und „Xavier“ Anfang Oktober.

„Zusammen mit dem Sommerereignis ‚Paul‘ vom Juni liegt die Schadenbelastung der Versicherungswirtschaft in Deutschland schon bei über 1 Milliarden Euro in diesem Jahr, und die Wintersturmsaison hat gerade erst begonnen", kommentiert Onnen Siems. „Mit einer Entlastung durch Rückversicherung ist nicht zu rechnen, da die einzelnen Ereignisse meist unter der Priorität der Kat-Deckungen liegen werden", ergänzt der Versicherungsmathematiker Siems.

Talanx muss wegen Harvey, Irma und Maria Gewinnziel kassieren

Noch steht das tatsächliche Ausmaß der versicherten Schäden, die Herwart & Co. zuletzt angerichtet haben, nicht fest. Dagegen haben die Hurrikane „Harvey“, „Irma“ und „Maria“ in der Karibik und dem Südosten der USA sowie die Erdbeben in Mexiko im September so heftig gewütet, dass beispielsweise der Talanx-Konzern (www.talanx.com), der in diesen Bereichen zahlreiche Kunden hat, ordentlich getroffen wurde.

Nach derzeitigem Stand wird die Großschadenbelastung der Talanx insgesamt mit rund 900 Millionen Euro veranschlagt. Damit liegt die gesamte Großschadenbelastung in den ersten drei Quartalen 2017 nach Rückversicherung und Retrozession für die Gruppe mit Hauptsitz Hannover insgesamt bei mehr als 1,2 Milliarden Euro und mithin bereits über dem Gesamtjahresbudget.

Außerdem sei der Geschäftsbereich Industrieversicherung zudem im dritten Quartal von einer ungewöhnlichen Häufung von Schadenbelastungen, hauptsächlich aus dem ausländischen Sachversicherungsgeschäft, betroffen. Dies führt Unternehmensangaben zufolge in diesem Geschäftsbereich zu einem Quartalsverlust nach Steuern in Höhe von rund 100 Millionen.

Demzufolge – so teilt die Talanx-Konzernzentrale mit - werde das Gewinnziel für 2017 auf rund 650 Millionen Euro nach unten geschraubt. Zuvor hatte der Konzern 850 Millionen angepeilt. Doch schon Ende September hatten mehrere Versicherer angekündigt (siehe bocquel-news 21. September 2017 Kann Monstersturm „Maria“ jetzt den Markt drehen?), dass sie ihre Gewinnziele neu überdenken müssten.