Nach intensiver Berichterstattung über das Hochwasser in Köln, hier eine Einschätzung und Bewertung – zu meteorologischen und versicherungsmathematischen Aspekten:

Hydrologisch:

In Köln wurde der maximale Wasserstand gestern Nachmittag mit 8,78 m erreicht. „Zur Einordnung: Ab 9,80 m am Kölner Pegel wird der Rheinufertunnel geschlossen, ab 11,30 m beginnt die Überflutung der Altstadt“, sagt Onnen Siems von der aktuariellen Beratungsgesellschaft Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) aus Köln. „Die aktuellen 8,78 m kommen alle zwei Jahre vor, sind also mehr Routine als ein Extremwert“, ergänzt der MSK-Geschäftsführer Onnen Siems. 

Hauptursache des Hochwassers war der Regen. Im gesamten Bundesgebiet waren drei Zonen von den ergiebigen Niederschlägen betroffen: Der Norden, die westlichen Mittelgebirge und der Süden. Dabei wurde innerhalb von drei Tagen oftmals das Monatsmittel für Januar erreicht. Im Süden kam noch Schneeschmelze bis in hohe Lagen hinzu. Nun entspannt sich die Situation. „Der Dauerregen ist beendet, die Hochwasserwellen in den Flüssen haben ihre Scheitel schon erreicht“, sagt der Versicherungsmathematiker Siems.

Insgesamt blieben die Auswirkungen des Hochwassers gering – und dies, obwohl der Niederschlag auf schon gesättigten Boden gefallen war. Im Rheingebiet wurde zwar zeitweise die Schifffahrt eingestellt, doch kein Pegel erreichte die Meldestufe 3, bei der mit gefluteten Häusern zu rechnen wäre (Meldestufe 3 entspräche einem großen Hochwasser, das statistisch seltener als alle 20 Jahren wiederkehrt). Die Jährlichkeiten an den anderen Rheinpegeln (Meldestufe 1 und 2) liegen ebenfalls bei zwei bis zehn Jahren. Lokal kam es im Schwarzwald (St. Blasien) zu Überschwemmungen und Murenabgängen.

An der Donau und im Wesergebiet (Aller/Leine) erreichten einige Pegel die Meldestufe 3, aber auch hier ist von größeren Schäden nichts bekannt.

Versicherungsmathematisch:

„Vieles spricht dafür, dass die getroffenen Hochwasserschutzmaßnahmen der letzten Jahrzehnte greifen. Kleinere bis mittlere Hochwasser an den großen Flussläufen haben ihren Schrecken verloren. Inwieweit sie auch bei einem Jahrhunderthochwasser zumindest schadenmindernd wirken, muss die Zukunft zeigen“, sagt Siems.

Schätzungen der Hochwasserschutzzentrale Köln zeigen ein deutlich verringertes Schadenpotenzial durch den Hochwasserschutz. Bei einem Pegel von 11,30 m verringert sich der geschätzte Schaden in Köln von 1,6 Mrd. Euro auf 0,1 Mrd. Euro. Erst ab einem Wasserstand von 12,50 m bringen die Maßnahmen keine Entlastung mehr und würden sich zu über 3 Mrd. Euro aufsummieren.

„Überschwemmungsschäden sind teuer und können durch Hochwasserschutz nicht gänzlich vermieden werden. Ferner ist zu beachten, dass in der Elementarschadenversicherung nicht nur Überschwemmungsschäden versichert sind, sondern auch Schäden durch Starkregen und Erdbeben – beides birgt ebenfalls ein beträchtliches Schadenpotenzial“, erläutert Siems.

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Thilo Guschas
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Meyerthole Siems Kohlruss 

Meyerthole Siems Kohlruss wurde 1998 in Köln als erste deutsche aktuarielle Beratungsgesellschaft gegründet und begleitet Versicherungsunternehmen bei strategischen Entscheidungen und operativen Prozessen. Die Tätigkeitsschwerpunkte liegen in Datenpools, Tarifierung, Reservebewertung, Rückversicherung und Solvency II.